iPhones neigen seit iOS 7 dazu, in der Nachrichtenzentrale nette Zusatzinfos (neben Wetter, Aktienkursen etc) wie „der Weg in die Arbeit dauert soundso lange“ oder „auf dem Weg nach Hause liegen Verkehrsstörungen vor“ einzublenden. An sich ja ganz nett.. Da ich aber vor kurzem erst umgezogen bin und nun genau in die andere Richtung nachhause und nur die Hälfte der alten Strecke fahren muss, stellte ich neulich mit Erstaunen fest, dass mein Handy immer noch der Ansicht war, dass ich abends zu meiner alten Adresse wollen würde – unter Angabe einer sehr utopischen Fahrzeit. Und das, obwohl ich in meinem eigenen Kontakt bereits die neue Adresse hinterlegt hatte. Zuhause angekommen wurde es dann noch seltsamer: Das Karten-App behauptete doch tatsächlich, dass ich an meiner alten Adresse sei!
Während ich noch so über das Phänomen nachdachte kam mir eine Aussage einer der letzten iOS Developer Konferenz in den Sinn: Apple sammelt die Geokoordinaten von WLANs, und zwar von ALLEN WLAN-Netzen, die das iPhone jemals empfangen hat, egal, ob daran eine Anmeldung erfolgte oder nicht. Das fällt besonders dann auf, wenn man WLAN deaktiviert: Nicht immer, aber doch recht häufig erhält man eine Meldung, dass die Standortgenauigkeit verbessert würde, wenn man WLAN anlässt. Das ganze beschreibt Apple folgendermaßen:
„Crowd-sourced“ WLAN- und Mobilfunk-Ortungsdienste
Falls die Option „Ortungsdienste“ aktiviert ist, sendet Ihr Gerät in regelmäßigen Abständen die per Geotagging markierten Positionen von nahegelegenen WLAN-Hotspots und Mobilfunkmasten an Apple, um die Crowdsourcing-Datenbank mit WLAN-Hotspot- und Mobilfunkmastenpositionen zu erweitern. Wenn Sie unterwegs sind (z. B. mit dem Auto), sendet ein GPS-fähiges iOS-Gerät bei aktivierten Ortungsdiensten in regelmäßigen Abständen die GPS-Position und Informationen zur Fahrgeschwindigkeit an Apple, damit eine Crowdsourcing-Datenbank für den Straßenverkehr aufgebaut werden kann. Die an Apple gesendeten Crowdsourcing-Standortdaten werden anonym und verschlüsselt erfasst. Es können keinerlei Rückschlüsse auf Ihre Person gezogen werden.
Um den Beweis anzutreten schaltete ich WLAN also erstmal ab. Im Karten-App konnte man nun zunächst sehr gut die Triangulation bei der Arbeit beobachten, nach kurzer Wartezeit war ich dann auch an meiner richtigen Lokation zu sehen. So weit, so gut, WLAN wieder an, Karten-App neu gestartet, ZACK, wieder an der alten Adresse. Das beweisst, dass mein Handy aufgrund der WLAN-Kennung „erraten“ hat, an welchem Ort ich mich gerade befinde. Blöd nur, dass dieses WLAN ja gar nicht mehr an dieser Adresse zu finden ist. Noch blöder allerdings war, dass iOS immer noch davon ausging, dass ich an der alten Adresse zuhause bin und da, aufgrund der Uhrzeit, jetzt auch hin wollte – ich war immerhin schon zuhause!
Also nahm ich mir als nächstes einen Menüpunkt in iOS vor, den wahrscheinlich die wenigsten je besuchen werden: Häufige Orte. Zu finden ist dieser Punkt in den Einstellungen unter Datenschutz, Ortungsdienste, Systemdienste, Häufige Orte. Hier sammelt iOS Koordinaten, welche des Öfteren aufgesucht werden und „schätzt“ dann ab, was es an diesem Punkt wohl geben könnte. Mögliche Anreicherungen können getagte Unterehmen, Kontakte oder weitere Informationen sein. Und hier verbarg sich dann auch der Grund für die Fehleinschätzung meiner „Zuhause“-Adresse, denn die Kombination aus Wochentag, Uhrzeit, Crowd-sourced WLAN-DB und Häufigkeit veranlassten das Betriebssystem zu glauben, dass ich, neue Heimatadresse in den Kontakten hin oder her, trotzdem an die alten Anschrift wollen würde. Glücklicherweise lässt sich der Verlauf der häufigen Ort löschen.. Und siehe da: Jetzt klappts auch wieder mit der Routeninfo und Fahrdauer 😉